Samstag, 25. August 2007

Ferien auf dem Bauernhof

Mein Großvater Wilhelm, geboren 1860, war Bergmann
und schon früh tödlich verunglückt. Meine Großmutter
Marie, geboren 1860, war eine geborene Jöllenbeck.
Sie hatte einen jüngeren Bruder, nämlich Christian. Er war der
Onkel meines Vaters.
Christian war schon früh Witwer geworden. Er wohnte mit
seinen Kindern und seiner Schwester zunächst im Harz und
hatte dort ein kleines ländliches Anwesen. Mein Bruder Heinz
(1917-1997) war dort und hatte Gänse gehütet und geholfen.
Durch die BODENREFORM, ich komme darauf zurück, wurde
Christian und seinem Sohn Hermann je eine Siedlerstelle
im WARTHEGAU übertragen. Sie nahmen sie an. Es waren
kleine Bauernhöfe mit einer Größe von 40 - 50 preußischen
Morgen.
Sie sollten für uns Kinder später unser Feriendomizil werden.
Der Hof von Hermann war in Mellentin und von Onkel Christian
in Tempelhof. Beide Orte lagen im Kreis Soldin. Alles
war fruchtbares Ackerland jenseits der Oder und nahe Polen.
In meinem "Meyer's Neuer Handatlas" ist sogar Mellentin und
Soldin verzeichnet.

Reiseweg dorthin: Natürlich mit der Deutschen Reichsbahn,
wir hatten ja Freifahrtscheine. Die Reichsstraße 1 von Köln
nach Königsberg gab es schon. D-ZUG von Köln nach Berlin
bekam auch die Nr. 1. Der Dampfzug ab Essen Hbf 6.00 Uhr
an Berlin 13.00 Uhr. Die Fahrt in der 3. Wagenklasse
(Holzklasse) war nicht besonders angenehm. Die Rillen im
Holz und die dicken Messingschrauben drückten sich
unangenehm in das Hinterteil. Die Firma MITROPA verlieh
also für 60 Reichspfennige Sitzkissen. Der Schaffner bekam
sie dann wieder zurück. Mit Kartuffel, Kartuffel, Kartuffel
ging es dem Ziel entgegen. Beim Anfahren des Dampfzuges
ergab es diese Tonart.
In Charlottenburg, das Schloss konnte man vom Zug aus sehen,
mussten wir umsteigen. Der hohe und große Wartesaal
und der uniformierte AUSRUFER blieben mir in Erinnerung.
Mit örtlichen Zügen fuhren wir zum Fernbahnhof Stettiner
Bahnhof. Von hier gab es eine Verbindung über
HOPPEGARTEN, STRAUSBERG, KÜSTRIN bis Landsberg
(Warthe). Von hier weiter nach Soldin und dann weiter nach
Mellentin und Tempelhof. Mein Bruder nannte die letzte Strecke
Bimmelbahn. Eine Bahnfahrt von morgens bis abends war
doch sehr strapaziös. Wir waren froh am Ziel zu sein. Die Onkel
holten uns am Bahnhof (ziemlich klein) ab.

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