Onkel Hermann, der Sohn von Christian, hatte seinen Hof in
Mellentin. Das Gut hieß "Kinderfreude" und hatte über 3000
Morgen Land. Auch hier Enteignung und Schaffung der Siedlerstellen
wie überall. Links und rechts der Straße die neuen
Höfe.
Auf dem Hof lebten Hermann mit seiner Frau Liese und einem
Sohn (Werner). Ferner ein Schwager von ihm, der Wilhelm
Stamm hieß und nur eine Hand hatte. Zeitweise wurde ein
Knecht beschäftigt. Der Hof war über 50 Morgen groß und
war moderner eingerichtet als der Hof seines Vaters Christian.
Vor allem war fließendes Wasser im Stall. Ein Wasserkran direkt
über dem langen Trog der Kühe. Zwei Pferde und mehr
Kühe und anderes Vieh. Hermann baute auch etwas Hanf und
roten Klatschmohn an, weil der Verkaufspreis höher war. Der
STAR des Hofes war HANS, der Zuchteber von vier Zentnern.
Die Bauern brachten die Sauen von nah und fern zum Decken.
Es wurden 5 bis 10 Reichsmark dafür bezahlt. Einmal belud
Onkel Hermann den großen Wagen mit etwa 50 Zentner Roggen.
Er fuhr mit mir zur Mühle nach Pyritz in Pommern. Die
Straßen waren sehr holprig. Mit Hinfahrt und Rückfahrt war
der ganze Tag ausgefüllt. Die beiden Pferde haben tapfer aus
gehalten. In Mellentin war mehr Platz und wir wurden auch
gut versorgt. Neben den Kindern meiner Familie kamen noch die jüngeren
Kinder von Gartenbröcker manchmal hinzu. Tante Mariechen,
die Schwester meines Vater, war deren
Mutter. Der Mann von Mariechen, Onkel Ludwig, war Postbote.
Die Zeit in Mellentin habe ich in guter Erinnerung. Allen
anderen bestimmt auch.
1942 schrieb Onkel Hermann, dass seine Frau krank sei und
der Knecht zur SS gegangen sei. Er brauchte dringend Hilfe
und Kartoffeln müssten noch raus. Ich war damals bei der Güterabfertigung
Steele Hbf beschäftigt gewesen und am
01.07.1942 Reichsbahngehilfe geworden. Mein Urlaubsgesuch
über drei Wochen wurde erfüllt. Also sofort losgefahren und
den Reiseweg kannte ich ja sehr gut. Onkel Hermann spannte
ein Pferd vor den Kartoffelroder und pflügte auf. Im Knien
sammelte ich die Kartoffeln auf in den Korb und in den Sack.
War er voll, dann kam er auf den Wagen. Das Wetter im September
war nicht besonders gut, mal trocken und etwas feucht.
Nach zwei Wochen hatten wir das Feld abgeerntet. Unter unnormalen
Umständen und großer Anstrengung hatten wir es
geschafft. Dies war mein letztes Dankeschön an alle.
Von Tempelhof habe ich nichts erfahren, meinte aber gehört
zu haben, dass Onkel Christian gestorben sei.
Furchtbar ist, der wunderschöne Osten ist für uns immer verloren!
Samstag, 25. August 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen