Samstag, 25. August 2007

RAD / Einsatz am Mittelmeer

Noch im Juni wurde ich zum RAD eingezogen. Etwas Marschverpflegung
bekommen und mit einem Sonderzug ins Saargebiet
nach Beckingen/Saar transportiert. Vom Bahnhof aus noch 5 km
Fußmarsch bis zu den Unterkünften. Es waren Baracken, wie damals
so üblich.
Am nächsten Tag erst einmal Einweisung, Einkleidung und Ausrüstung
bekommen. Von nun an waren wir alle Arbeitsmänner der
RAD Abteilung I/326. Angetreten und der Oberfeldmeister hielt
eine Rede und ermahnte uns alle unsere Pflichten für Führer, Volk
und Vaterland zu erfüllen. Später, als Soldat, wurde noch der EID
geleistet. Übungen und Unterweisungen wie vorher.
Jetzt bekamen wir auch französische Beutegewehre. Es waren
lange Biester mit sieben Schuss im Röhrenmagazin. Die Handhabung
war natürlich anders als bei unserem Karabiner 98K. Wir
wussten nun wohin der Einsatz ging, die alten Gewehre waren ja
nur zur Verteidigung gedacht. Auf Befehl des Führers bekamen
die Arbeitsmänner die beste Verpflegung im ganzen REICH.
Henkersmahlzeiten? Nach 10 Tagen waren wir abmarschbereit!
Zum Bahnhof Beckingen ohne Zivilklamotten und mit voller Ausrüstung.
Ein Sonderzug mit gedeckten Güterwagen, Stroh auf den
Böden, stand bereit. Wir waren etwa 300 Mann, der Zug fuhr ab,
aber wohin? Es war ja Geheimhaltung befohlen. Die Städte und
Landschaften die wir durchfuhren waren für uns der Wegweiser!
Über Saarbrücken nach Südfrankreich hinein, ab Lyon durchs
Rhonetal, über Montpellier bis Sete am Mittelmeer. Es war
furchtbar heiß und wir waren solche Hitze nicht gewohnt. Vorsorglich
hatten wir nur grünes Drillichzeug an. In einem kleinen
Ort namens Marseillan war unsere Unterkunft. Ein Teil einer beschlagnahmten
Schule sollte für uns, etwa 70 Mann, für zwei Monate
unser Heim sein. Unser Arbeitsort war nahe dem Cap Agde,
eine seichte Stelle im Mittelmeer, wo angeblich die Alliierten landen
sollten. Der Strand wurde mit Panzersperren befestigt, Eisenteile
die vorher den Westwall schützten. Sie lagen neben der Küstenstrasse
und mussten dorthin getragen werden. Wir Arbeitsmänner
waren ja dazu da. Manche Teile wogen 300 kg und mehr. Mit
sechs oder acht Mann trugen wir diese hinunter bis zum Strand.
Vorher auf armdicke Knüppel gelegt oder gewälzt. Kommando:
Hebt an, zugleich! Pioniere der Wehrmacht schraubten dann diese
Teile zusammen, sie hatten natürlich kleine Kräne/Aufzüge dazu.
Wir mussten auch ein freies Schussfeld schaffen. Kleine Sträucher,
Büsche und Bäume mussten entfernt werden. Ein MG
brauchte diesen Freiraum!
Soweit unsere tägliche Arbeit. Im Nachhinein betrachtet war alles
für die Katz, denn die Amerikaner landeten ganz woanders, nur
nicht in Agde.
Jeder Arbeitsmann bekam auch ein Fahrrad, denn die Baustelle
war 10 km von unserer Unterkunft entfernt. Wecken morgens um
6 Uhr, dann schnell abfahren. Mittags kann die Sonne voll durch
und wir konnten nur bis 14 Uhr arbeiten. Unser Mittagessen verzehrten
wir dann mit Heißhunger. Vorher um 10 Uhr bekamen wir
noch ein zweites Frühstück: 1 Liter Haferflockensuppe (Befehl
von AH). Die Gulaschkanone, von einem Esel gezogen, kam dann
zur Baustelle. Wir hatten ja immer Hunger und freuten uns riesig
wenn sie kam. Wassertrinken war verboten, Wasser musste erst
durch die Filtermaschinen mit der Handkurbel. Malzkaffee gab es
reichlich. Einmal stritten wir uns mit unserem Koch, denn er hatte
auf dem Essensplan 90 Gramm Gulasch angegeben. Es waren leider
nur drei kleine Fleischstückchen die uns satt machen sollten.
Seine Erklärung war, dass von 90 Gramm Frischfleisch eben nur
durch den Kochverlust nicht mehr übrig blieb, man müsste auch
die Sauce hinzurechnen.
In Frankreich hatten wir jetzt eine Feldpostnummer in der Anschrift.
Neben dem Sold bekamen wir auch eine Zulage, weil wir
in Feindesland waren. Der Eingang unserer Unterkunft war immer
in der Nacht hell erleuchtet. Auch gingen zwei Mann in der Nähe
Streife. Gott sei Dank ist uns nichts passiert.
Einmal besuchte uns ein Arbeitsführer mit seinem Gefolge. Auf
dem Sportplatz traten wir an und hörten seine Ansprache, die von
Pflichterfüllung usw. sprach. Unter anderem fragte er uns: Habt
ihr auch Marketenderware bekommen? Antwort: Jawohl Herr Arbeitsführer!
In Wirklichkeit hatten wir sie kurz vor seinem Besuch bekommen
und zwar nur dieses Mal. Wer hatte sich den die Rauchwaren usw.
einverleibt? Wenn wir Ausgang hatten mussten wir zu der Uniform
die Hakenkreuzbinde tragen. Warum? Damit jeder Franzose
uns als Feinde und Nazis erkannte? Es ist in der ganzen Zeit nichts
vorgefallen, keine Überfälle durch die Widerstandskämpfer.
Nach acht Wochen war unsere Zeit um und wir machten uns auf
den Heimweg. Unsere Ablösung hatten wir zwar noch nicht gesehen,
aber Befehl ist Befehl!
Also alles einpacken und Abmarsch zum Bahnhof. Hier stand
schon der Güterzug bereit, der uns nach Deutschland fahren sollte.
Auf einem offenen Rungenwagen war ein ganz neues etwa 500
Liter Holzfass gelagert, es war natürlich voll mit WEIN. Wem
gehörte es? Bestimmt keinem Arbeitsmann. Von unserem Sold
konnten wir uns auch etwas kaufen und ich hatte 2 Liter Wein für
die Rückfahrt vorgesehen. Esswaren, weil die Marschverpflegung
sowieso nicht ausreichte. Bis auf einmal Durchfall hatte ich alles
unbeschadet gut überstanden. Der Güterzug mit der Dampflokomotive
fuhr uns also bis nach Beckingen/Saar. Im Lager Waffen
und Geräte abgegeben und die Zivilklamotten anziehen. Ab zum
Bahnhof und mit der Reichsbahn nach Essen Hbf zurück.
Ich hatte noch acht Tage Schonfrist, dann musste ich den Einberufungsbefehl
zur Luftwaffe befolgen.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Mr WERNER,

Ich bin Vorsitzender eines Vereines « Agde-Histoire 39/45 », dessen Ziel ist das studieren und die suche über die Geschichte des 2 Weltkrieges und besonders von 1942 bis 1944.
Meine Spezialität betrefft die stad Agde (touristische Stadt in Süd Frankreich) wo ich geboren bin.
Ich schreibe zu Zeit ein Buch über die deutsche Besetzung von dieser Stadt und hierdurch möchte ich sie ewige Fragen stellen.
Ich habe mit Aufmerksamkeit(Achtung) Ihren an den Informationen über Ihr Vorübergehen(Durchgang) sehr reichen Blog Marseillan und Kapstadt von Agde gelesen. Ich habe Jugendfotos des R.a.D Marseillan Strand und in Kapstadt von Agde, kann sein, könntet Sie helft mir, Personen oder anderes zu identifizieren.
Entschuldigen Sie ich meines Deutschen ich, dient zu mir als einen Übersetzer für gewisse Wörter
Ich hoffe, dass sie mir in meinen Zukünftigen Projekt, welches an bride dieses Jahr brendet muss, helfen können.
Sehr freundschaftlich

Meine Adresse

agdehistoire3945@yahoo.fr

agdehistoire3945@gmail.com

Unknown hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Unknown hat gesagt…
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